Mittwoch, 30. Dezember 2015

[Rezension] Jane Austen - Anne Elliot / Überredung

Wahre Liebe bleibt!

Inhalt 
Illustration von Hugh Thomson (1909)
Anne Elliot ist die mittlere von drei Töchtern und die einzige vernünftige Person in ihrer Familie. Ihr Vater kümmert sich nur um sein Aussehen, ihre Mutter ist bereits vor einigen Jahren verstorben und ihre Schwestern kommen größtenteils nach ihrem Vater. Lady Russell, die Nachbarin und beste Freundin von Anne sieht sich daher als Mutterersatz und beschützt Anne. Leider auch mit schlechten Ratschlägen und so bringt sie die junge Anne und ihre große Liebe Frederick Wentworth auseinander, indem sie ihr rät sich nicht zu verloben.

Die Jahre vergehen und Anne ist mit 27 Jahren immer noch unverheiratet und kümmert sich als alte Jungfer um die Familienangelegenheiten. Als sie ihre ältere Schwester besucht, trifft sie wieder auf Wentworth. Ihre alten Gefühle sind nie vergangen und werden immer stärker. Leider scheint es aber so, als würde ihr Wentworth die Ablehnung immer noch übel nehmen.

Rezension
Ich bin ein GROSSER Fan von Jane Austen. "Überredung" oder auch "Anne Elliot" kannte ich bisher nur als Film, daher war es höchste Zeit endlich das Werk selbst zur Hand zu nehmen bzw. als Hörbuch.

"Überredung" ist einer der berührendsten Romane von Jane Austen. Es spiegelt auf so vielen Ebenen die Regeln der damaligen Zeit und die gesellschaftlichen Einflüsse auf eine einzelne Person wieder. Ich finde auch, dass vor allem dieses Werk etwas kritischer ist. Denn in keinem Roman von Jane Austen wird die Hilflosigkeit von Frauen so gut aufgezeigt wie hier.
Sie haben keine Möglichkeit ihre Meinung öffentlich zu sagen oder direkt auf einen Person zu zugehen. Schon die Verwicklungen und Angst, die das erste Treffen mit Wentworth bei Anne auslösen und die gezwungene Unterhaltung mit ihm, zeigen, wie gering die Rechte der Frauen waren. Sie konnte keine freie Meinung äußern und mussten immer auf den ersten Schritt des Mannes warten.
Man muss aber fairerweise sagen, dass auch den Männer Verpflichtungen aufgezwungen wurden, wenn sie einer Frau Hoffnung gemacht haben. Wenn sie Ehre hatten - selbstverständlich. Diese Verpflichtungen konnten nur von Frauen gelöst werden.
Ich könnte seitenweise über die Regeln und Verwicklungen in den Romanen von Jane Austen schreiben, aber ich gehe davon aus, dass es hierzu sicherlich schon ausreichend Diplomarbeiten gibt. ;)

Auch in diesem Buch beweist Jane Austen in ihrem typischen Witz und Schreistil, mit dem sie Humor erschafft, wie unterhaltsam ihre Werke sind. Ein wunderbares Beispiel dafür sind die Dialoge. In einem intelligenten Satz gibt es so viele Andeutungen und teilweise auch Seitenhiebe - einfach wunderbar. Welcher Autor oder Mensch kann heute noch mit diesem sprachlichen Können jonglieren oder umgehen.

Anne ist eine nette und einfache Frau, die sich leider zu viel gefallen lässt. Ihre Freundin, ihre Familie oder Angehörige haben zu viel Einfluss auf sie. Man wünscht ihr bereits nach den ersten paar Minuten ein Happy-End. Wentworths Handeln wird natürlich am Ende erklärt und nachträglich genauer beschrieben (das kennt man auch schon von "Stolz und Vorurteil" bei Mr. Darcy). Auf diese Weise lebt man noch mehr mit der Hauptperson mit und ist beinahe in der selben unbekannten Situation wie sie.

Da mir der Roman sehr gut gefallen hat und ich hier keine Kritikpunkte anbringen kann, empfehle ich jedem Jane Austen Fan das Buch unbedingt zu lesen, hören oder ansehen.

Fazit
Ein unterschätzter Klassiker!


3 Kommentare:

  1. Ich komme leider mit Anne gar nicht klar - ich finde sie beinahe zu "gut" und ihre Familie über alle Maßen nervig (nicht auf eine ironische Weise, wie etwa in "Stolz und Vorurteil", sondern auf eine wirklich unerträgliche Weise). Neben "Mansfield Park" ist das der Jane Austen-Roman mit dem ich am wenigsten anfangen kann.

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    1. Aber gerade, dass finde ich so toll an dem Buch. Sie muss mehr als alle anderen Heldinnen gegen die Regeln der Zeit ankämpfen.

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  2. Ich weiß auch nicht, mir kamen das nicht wie lebendige Figuren oder echte Menschen vor, sondern nur wie überzeichnete Typen. Ich befürchte, dieser Roman und ich werden keine Freunde mehr (genauso wie Mansfield Park). :-(

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